Rangelreigen

| S |    Das kräftige Staatsoberhaupt

| B |   Der fromme Bischof

| C |   Der fleißige Chairman

S und B sitzen sehr betrübt in einem reich verzierten Prunksaal

| S |

Was waren wir für ein mächtges Team.
Ließen tausende von Heere ziehen.
Doch heute interessieren wir keine Sau!

| B |

Hach ja, die Mitra musst‘ nur schwenken
dem Pöbel die Erlösung schenken.
Die Leute wussten wohl genau –

| Beide im Chor |

Wer ihre Belange am besten steuert!
So lange hat man doch beteuert,
dass ohne uns es nie mehr geht!

| B |

Doch sie dir an dies Blasphemie,
den Mensch im Zentrum gab’s noch nie!
Wenn sich das nicht mal bitter rächt.

| S |

Und mit dies töricht Selbstbewusstsein
verwässern auch der Grenzen mein.
Gezogen für sie wohl bedächt!

| Beide im Chor |

Orientierung ihnen stets zu geben,
das war unser einzig streben – und nun…
Vorbei sei all der Einheit Zauber?

| S |

Deutscher Spanier mit indisch Vater,
sieh dir an dies Durcheinander!
Transkultur welch schimpflich Treiben!

| B |

Aber sie rufen doch noch deinen Namen!
Mein Schicksal lässt dich wohl erahnen,
vorbei ist bald der Rangelreigen!

| Beide im Chor |

Sollt wahrlich alle Ordnung sterben?
Des Menschen Freiheit sich erheben?
Uns ergreifet grässlich Schauder!

 C hat gelauscht und tritt nun voller Elan herein

| C |

Vorbei ist wahrlich eure Zeit
doch grähmt euch nicht ich steh bereit!

Zu Haufen wolltet ihr sie fesseln
und bautet ihnen die größten Kerker.
Den Fehler machtet zu unterschätzen –
Gemeinsam ist man immer stärker!
Drum sag ich euch –

Werd’ jeden von Ihnen Einzeln ketten.
Geb’ jedem seine eigne Zelle.
Die Medizin wird süßlich schmecken,
doch die Wirkung bleibt die Selbe!

Anstatt der Menschen tausend Seelen
wird es nur noch die meine geben!
So sollt sich aller Menschen Streben
in meine Hände gütig legen!

Mit ‘Verwirklichung’ werd’ ich sie locken.
Jed’ sein eigen Süppchen kochen.
Das auszulöffeln er nie im Stande,
so halte ich die strengen Bande,
von den er glaubt es sein die eignen!

Das Rad der ‘Trends’ werd’ schwindlig drehen,
Jed Sommer gibt`s was Neus’ zu sehen.
Werd’ jedem seinen Stil verkaufen,
damit sie stetig weiter laufen
und eifrig glauben es wär für sie!

C wendet sich nun dem Publikum zu, bei der Drehung legt er gekonnt sein Haar zurück und hebt den Finger.

Der Konkurrenz bringt heilig Opfer!
Eure Zeit teilt straff, nie locker.
Keine Ehre, nicht Askese –
Des Lebens Sinn heiße Karriere!
Gekaufte Orden auf die Brust
soviel Ehre macht doch Lust,
das große Ziel stets zu bewahren –
‘Fortschritt’ schmettern die Fanfaren!

C wendet sich wieder B und S zu, alle 3 recken die Arme triumphierend gen Himmel.

| Alle im Chor |

Jawohl das müsste funktionieren!
Vertrieben ist das Schreckgespenst!
Der Mensch vor Stress soll lamentieren –
und immer nur er selbst ist schlecht!

C, B und S wenden sich nun gemeinsam zum Publikum

| C |

Jed’ kleines Wollen weiß ich zu binden
an tausende von sinnlos Dingen.
Gekettet durch das stete Ringen
das große Glück darin zu finden,
Kleines fleißig zu vermehren,
erstick ich aller Freiheit Lehren!

| B |

Wollt ihr nicht mehr den Göttern dienen.

| S |

Für kein Land euch mehr die Hände schänden.

| Alle im Chor |

So gleitet nun auf neuen Schienen,
dem Wohlstand euer Glück verpfändend.


Vorhang

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