Fegefeuer

Fährmann

Ihr seit mir mal ein vergnüglich Volk
von hoffnungslos Verdammten.
Darf man fragen wohin es geht?

Die Verdammten

Fegefeuer? Unendlich Geißel?
Nachmittagstee bei Verwandten?
Wir wissen nicht wie’s um uns steht.

Doch unser Leben zu Erdenzeiten.
Ein solch grandioses Fest!
So dass zu dieser schwarzen Stund‘
uns nichts mehr zittern lässt!

Geschöpft haben wir der Welten Lust
nur mit den größten Kellen.
Ein jeder Tag, welch Hochgenuss
ganz ohne klirrend Schellen!

Frei gezogen durch des Glückes Flure
und zehnmal um die Welt.
Die Erd‘ war unsrer Triebe Hure
grad wie es uns gefällt.

Hach sag, was sollt uns in Unendlichkeit,
des Teufels Pfand noch quälen?
Wenn doch jed‘ Moment unendlich breit,
voll Leben tanzt in unsren Seelen.

Fährmann

Ihr Narren! Ja, von Unendlichkeit
träumet wohl im Rausche.
Für euch war all‘ nur Augenblick.
Auch Seelen zerfallen zu Staube.

Zu Lebzeit habt nur eigne Hallen
mit des Glückes Gold gefüllt.
Kein Krümel Wonne sollte fallen
dort wo’s euch nicht verzückt.

Gott ist tot, der Teufel alter Hohn!
Habt recht ihn nicht zu fürchten.
Doch verwehrt bleibt euch des tätig Leben Lohn –
Nicht in Vergessenheit zu stürzen.

Denn seelig sind die, deren strahlend Antlitz
in der Geliebten Herzen weiter besteht.
Dem endlichen Leben, leerer Verdammnis
die Fratze zerschlagen. Sehnsucht gesät!

Hört! Ewig wehrt nur der Menschen Gedenken.
Kein strengren Richter findet in der Welt.
Will niemand euch mehr eine Träne schenken,
ist jegliche Blüte am Grabe verwelkt!

Die Verdammten

Pah, unendlich Gedenken hat noch keiner erreicht!
Das beste Kind treibt an deiner Seit‘ einmal.
Selbstaufgabe dass durch Gedenken begleicht –
Dein Tausch klingt uns doch äußerst fahl!

Selbst hätten wir uns auch gelegentlich
um das Schicksal andrer Menschen geschert.
Ward es doch nur vergebentlich,
am Ende hier nichts wert!

Der Fährmann

Für euch bleibt es wohl einerlei,
steht vor mir hier mit leeren Händen.
Drum möcht ich diese letzt‘ Weisheit,
auch an lebendig Leser wenden.

Das Unmögliche musst du stets wagen!
Um die Unendlichkeit dir zu erringen.
Willst weiter nur das Leichtste jagen,
wird die Leichtigkeit dich bald bezwingen!

wieder den Verdammten zugewandt

Dies See ist gesäumt auch mit prächtigen Stränden,
von Sonne durchflutet die Blumenwiesen.
Doch mit euch erblick ich nur finstere Enden,
kein Pflänzlein möchte hier euch sprießen.

Und alles was bleibt ist dies letzte Schritt,
fühlt ruhig in eure kleinen Herzen.
Wie wird euch bei dies endlos Nichts,
ihr versinkt als wäret nie gewesen!

So steiget nun aus, eure Fahrt hier endet
fern die Strände blühendem Glücks.
Habt eure Zeit mit Schein verschwendet.
Das Ende ist`s, eures trostlosen Stücks!

Fegefeuer

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